EU Serbia

von Dietrich Hunold

Dr. Fotis Fitsilis unterstützt das Serbische Parlament auf dem Weg in die EU

Während Fotis Fitsilis in den 90er Jahren als junger griechischer Student noch Elektrotechnik an der RWTH studierte, tobten in Serbien und den angrenzenden Ländern und Gebieten wie Kroatien, Kosovo, Montenegro, Bosnien und Herzegowina die sogenannten Jugoslawienkriege. Heute ist Serbien in seiner Staatsform eine
Parlamentarische Demokratie und auf dem Weg in die Europäische Union (EU).

Erst im Januar dieses Jahres wurden die offiziellen Beitrittsverhandlungen der Republik Serbien mit der EU feierlich in Brüssel eröffnet. Doch erste konkrete Schritte zur Annäherung beider Verhandlungsseiten gibt es bereits seit Februar 2013 mit einem EU Twinning (Zwillings-) Projekt, in dem das Hellenische Parlament als Zwillingspartner der Serbischen Nationalversammlung fungiert. Fotis Fitsilis ist mittlerweile im parlamentarischen Dienst seines Heimatlandes Griechenland tätig und nun in Belgrad als ‚Resident Twinning Advisor‘ für die Koordination von mehr als 70 Experten aus zehn Ländern – unter anderem auch aus Deutschland – verantwortlich. Diese Experten beraten das Serbische Parlament sowohl bei der Initialisierung als auch bei der Umsetzung wichtiger Reformen für den EU-Beitritt, der 2020 vorgesehen ist.

1998 hat Fotis Fitsilis sein Studium der Elektrotechnik an der RWTH mit der Promotion sehr erfolgreich beendet und kehrte anschließend in seine Heimat zurück. Schon während des Studiums in Aachen merkte er, dass man es ohne solide wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse im wirklichen Leben schwer haben wird. Deshalb belegte er von Griechenland aus ein entsprechendes Studium an der Fernuniversität in Hagen. Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf gab es für ihn als Forscher in der Wissenschaft, als Entwicklungsingenieur in Firmen, sogar als Designer von Schiffselektronik. Die besten Chancen habe er aber damals im höheren Staatsdienst gesehen. „Hier hat man wirklich die Möglichkeit, das Leben und die Zukunft eines Landes, wenn auch begrenzt, aktiv mitzubestimmen“, beschreibt Fitsilis seine Motivation. Seine Laufbahn begann er als Berater für Industrie und Wirtschaft im Entwicklungsministerium.

Später war er als wissenschaftlicher Assistent des Präsidenten des Hellenischen Parlaments tätig. Diese Tätigkeit hat ihn dann zu seiner jetzigen Position als Koordinator des Wissenstransfers zwischen dem Hellenischen und dem Serbischen Parlament verholfen. Im Rahmen dieses Twinning Projekts wurden bisher zahlreiche Workshops, Trainings und Konferenzen durchgeführt, um wertvolle Erfahrungen, spezielles Wissen und best practice-Beispiele den serbischen Parlamentariern zu vermitteln. „Wir haben es geschafft, mehr als 400 Abgeordnete und Angestellte des Parlaments und der Regierung gezielt auf die EU-Integration vorzubereiten“, berichtet Fitsilis nicht ohne Stolz.

Allerdings bemerkt er auch, dass seine Arbeit trotz dieser Fortschritte nicht einfacher wird: „Serbien ist ein Land, das sich unabhängig von der EU über mehrere Jahrzehnte entwickelt hat. In der Gesellschaft und in den staatlichen Institutionen hat dies zu institutionellen Konstruktionen und Prozessen geführt, die nicht EU-kompatibel sind. Unsere Experten müssen sich langsam auf die unterschiedliche Art und Weise der Kommunikation mit den serbischen Partnern einstellen.“

Für den Erfolg des Annäherungsprozesses Serbiens an die EU kommt nach den Aussagen des griechischen Twinning-Koordinators dem Parlament seines Heimatlandes als „Zwillingspartner“ eine Schlüsselrolle zu: „Griechenland versucht sich langsam aus einer sehr schwierigen finanziellen Lage zu befreien und geht selbst dabei den harten Weg mit weitreichenden strukturellen Reformen. Diese Erfahrungen waren einer der wichtigsten Gründe, um das Projekt in Serbien zu bekommen.“

Fotis Fitsilis fühlt sich in Serbien wohl: „Allerdings ist es für mich in letzter Zeit nicht immer so einfach, die Schönheiten Serbiens zu erkunden, da ich mich um mein privates Twinningprojekt kümmern muss. Meine Frau hat nämlich kürzlich Zwillinge zur Welt gebracht!“ Er findet es nur bedauerlich, dass es in Serbien offensichtlich keine weiteren RWTH-Alumni zu geben scheint.

Gerne denkt er an seine Studienzeit in Aachen zurück: „Die Alma Mater hat die Persönlichkeit der meisten von uns stark geprägt. Während des Studiums und der Promotion habe ich viele ehrliche Freunde gefunden – Deutsche, Griechen, internationale Freunde, Freunde fürs Leben. Mit denen versuche ich heute noch den Kontakt aufrecht zu erhalten.“ Nicht zuletzt nutzt er auch die Möglichkeiten des Alumni-Netzwerks der RWTH, um sich über die Alma Mater Aquensis und Aachen auf dem Laufenden zu halten.

(aus der 57. Ausgabe des RWTW Alumnizeitschrifts “Keep in touch”, Seite 13)

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